Die chinesische Malerei entstand vor 5000 - 6000 Jahren, als Vorfahren der Chinesen mit mineralischen Farben menschliche und tierische Figuren auf Felsen und schöne Muster auf Keramiken zeichneten. Später gravierten sie auf Bronzewaren mysteriöse und komplizierte Muster und Figuren. Da diese Kunstwerke vor langer Zeit geschaffen wurden, findet man heute nur noch wenige Einzelstücke, die uns einen Einblick in die Malerei dieser sehr frühen Periode verschaffen können. Malerei auf Seide, die man bereits in antiken Gräbern fand, existiert seit über 2000 Jahren.
Die frühe chinesische Malerei lässt sich nach Motiven in drei Kategorien, wie die Malerei mit menschlichen Figuren als Hauptmotiv, die Landschaftsmalerei sowie die Blumen- und Vogelmalerei unterteilen.
Um das 17. Jahrhundert wurde die europäische Malerei in China eingeführt. Um sie von der chinesischen Malerei zu unterscheiden, wurde sie als "Xiyang Hua" (Malerei aus dem Westen) und die chinesische Malerei als "Zhongguo Hua" bezeichnet, was als Gegenstück zur europäischen Malerei definiert wurde.
Die chinesische Malerei gilt als Hauptströmung der orientalischen Malkunst. Sie bildet ein abgeschlossenes System auf dem Gebiet der bildenden Kunst in der Welt. Sowohl inhaltlich als auch in Form und Darstellungsmethode unterscheidet sie sich stark von der europäischen Malerei. Lassen Sie uns dem Entwicklungsverlauf der chinesischen Malerei folgend den Ursprung, den Stil und die Besonderheiten dieser altehrwürdigen Kunst erforschen und repräsentative Maler und deren Werke kennenlernen.
Die chinesische Malerei kann nach Stil und Maltechnik in zwei unterschiedliche Typen unterteilt werden: "Gong Bi Zhong Cai Hua" (Feinzeichnung in lebhaften Farben) und "Shui Mo Xie Yi Hua" (freie Skizze in Tusche) .
"Gong Bi Hua" (Feinzeichnung) zeichnet sich durch einen ordentlichen und sorgfältigen Stil aus, der detailgetreu arbeitet. Der Maler benutzt dazu ein weniger saugfähiges dünnes Reispapier und arbeitet mit zwei Pinseln gleichzeitig. Um die mit dem einen Pinsel aufgetragenen Tuschetupfer randlos verteilen zu können, enthält der andere Pinsel nur sauberes Wasser. Zu Beginn wird allerdings erst mit dünnen Linien eine Feinzeichnung des Objekts angefertigt, danach muss laviert werden, um eine Plastizität durch Schattenzeichnung zu erreichen, bevor in mehreren dünnen Schichten prunkvolle und lebhafte Farben aufgetragen werden. Tuschefarben, die mit Mineralien hergestellt wurden, behalten ihre ursprüngliche Leuchtkraft für lange Zeit. Die meisten Hofmaler in der chinesischen Geschichte wandten diese Maltechnik an, um den Prunk des Kaiserhauses darzustellen.
Das Gegenstück zur Feinzeichnung bildet die Spontanmalerei, die auch als "Cu Bi Hua" (Zeichnung mit groben Pinselstrichen) bzw. “Xie Yi“ bezeichnet wird und auf saugfähigerem Papier gemalt wird, das kaum Korrekturen zulässt. Diese Maltechnik zeichnet sich durch einen einfachen und schlichten Stil aus, bei dem der Maler mit möglichst gezielten Pinselstrichen den Charme und das Aussehen eines Gegenstandes wiedergibt, wobei Ähnlichkeit und Genauigkeit weniger bedeutsam sind als seine persönlichen Gefühle und die individuelle Interpretation. Diese Art der Tuschemalerei ist durch Improvisation, Willkürlichkeit und unerwarteten Effekt charakterisiert, weshalb zu Beginn des Malens der Künstler sein Werk bereits im Kopf haben sollte. Weil diese Technik so schwer zu erlernen ist, sagt ein altes chinesisches Sprichwort, dass der Malschüler zunächst 1000 mal einen alten Meister kopiert haben sollte, bevor er selbst kreativ tätig wird.
Die Entwicklungsgeschichte der chinesischen Kunst zeigt, dass die Werke der frühen Periode (vor dem 12. Jahrhundert) vor allem Feinzeichnungen in lebhaften Farben waren, während in der mittleren und späteren Periode hauptsächlich freie Skizzen abgefertigt wurden. Die Urheber der farbenfrohen Feinzeichnungen waren meistens professionelle Maler oder Kunsthandwerker, während die Autoren der Spontanmalerei vor allem Künstler mit literarischen Eigenschaften waren.
Natürlich gibt es zwischen den beiden Schulen einen großen Spielraum, in dem manche Maler einen Stil entwickelten, der halb der Feinzeichnung und halb der Grobzeichnung ähnelt.
Zur traditionellen chinesischen Malerei gehören untrennbar Gedichte, Widmungen und Stempel. Diese künstlerische Verbindung von Poesie, Kalligraphie, Malerei und Siegelschnitzerei unterscheidet am deutlichsten die chinesische von der europäischen Malkunst. Die chinesischen Schriftzeichen in ihrer frühen Form sehen dem, was sie bedeuten, ziemlich ähnlich. Einfache Linien wurden benutzt, um einzelne Ideogramme zu formen, die im Laufe der Jahrhunderte immer mehr vereinfacht wurden. Parallel entwickelten sich aber auch spezielle Kunstschriften. Diese Besonderheit der chinesischen Schrift plus der Tatsache, dass das Schreiben der chinesischen Schriftzeichen von ausgeprägter künstlerischer Kreativität ist, schaffen eine natürliche Verbindung von Kalligraphie und Malerei. Daher sagt man, dass die Kalligraphie und die Malerei denselben Ursprung haben. Während der Zeichnung eines Bildes wenden chinesische Maler, besonders diejenigen mit literarischem Talent, begleitend die Kalligraphietechnik an. Sie drücken so ihre Gefühle in Form von Gedichten aus, die sie direkt ins Bild, das sie schaffen, schreiben, und krönen das Werk, der Gewohnheit der chinesischen Literaten entsprechend, mit einem roten Stempel als Namenszeichen. Weitere Stempel mit kurzen „Statements“ sind zusätzlich als Farbakzente oder Ausdrucksform möglich. Die Stärke der Ausdruckskraft der Linien und der kalligraphische Reiz der Pinselstriche sind ein wichtiges Kriterium für die Bewertung der chinesischen Malereien.
Eine umfassende künstlerische Qualifikation der Maler ist Voraussetzung für das Schaffen chinesischer Kunstwerke, obwohl, vor allem in der Spontanmalerei, die Herstellungsart sehr simpel anmutet. Schon vor Beginn des Malens überlegt sich der Künstler normalerweise, welche Verse er schreiben, welche Schriftart er benutzen und an welche Stelle des Bildes er seinen persönlichen Stempel drücken will. Dabei spielen die Verse eine ergänzende und balancierende Rolle für die künstlerische Konzeption und die Komposition des Bildes. Und die rote Farbe des Stempels bildet einen Kontrast vor allem bei monochromen Bildern, d.h. bei schwarz-weißen Bildern. Die Integration von Versen, Kalligraphie, Zeichnung und Stempel in einem einzigen Kunstwerk ist eine wichtige Besonderheit der chinesischen Malerei.
Was die Komposition betrifft, besteht ein markanter Unterschied zwischen der chinesischen Malerei und der europäischen Malerei darin, dass chinesische Maler bewusst leere Räume in ihren Bildern zulassen, um so andere Bildbereiche zu betonen. Diese leeren Räume sind jedoch keine Lücken. Sie können Berge umhüllender Dunst, Morgennebel über einem Fluss, der Sonnen- oder Mondschein oder nichts Erkennbares sein. Chinesische Maler legen Wert auf den poetischen Ausdruck ihrer Bilder, und die leeren Räume übermitteln wahrscheinlich einen unbestimmten, verschwommenen poetischen Geschmack, der den Betrachtern Spielraum für die eigene Vorstellung lässt.
Su Shi (1036 - 1101), ein berühmter chinesischer Maler und Dichter des 11. Jahrhunderts, trat dafür ein, dass die Gedichte bildhaft und die Bilder poetisch sein sollten. Dieses blieb das Ziel, welches die chinesischen Maler der späteren Generationen unermüdlich anstrebten.
Die menschliche Figurenmalerei, Landschaftsmalerei sowie die Blumen- und Vogelmalerei sind die drei größten Sparten der chinesischen Malerei und die häufigsten Motive der chinesischen Malereien. Sie entsprechen ungefähr den menschlichen Figuren, der Landschaft und dem Stillleben in der europäischen Malerei.
Von allen Arten der chinesischen Malerei kam die Figurenmalerei am frühesten vor, was archäologische Entdeckungen bestätigen. Vorfahren der Chinesen in der Urgesellschaft malten mit Kreide, roter Tonerde und Kohlenstoff menschen- oder tierförmige Gestalten auf Felswände. Man kann sagen, dass das der Beginn der Figurenmalerei war. Während der Periode der Wei- , der Jin- und der südlichen und nördlichen Dynastien vor etwa 1500 Jahren reifte die Figurenmalerei allmählich heran. Gu Kaizhi (384 - 409), ein Kunsttheoretiker dieser Periode, befürwortete die "Darstellung des Geistes durch die Form" und die "Verbindung von Geist und Form" für die Figurenmalerei. Er war der Ansicht, dass die Maler nicht nur das Aussehen der menschlichen Figuren richtig porträtieren, sondern auch darauf achten sollten, ihren Geist und ihre Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen. Seitdem folgten fast alle Künstler und Kunstkritiker beim Schaffen und Beurteilen von Kunstwerken dieser Theorie.
Die Landschaftsmalerei ist die wichtigste und einflussreichste Art der chinesischen Malerei, obwohl sie viel später als die Figurenmalerei entstand. Etwa in der Tang-Dynastie (618 - 907) wurde sie allmählich reif. Später erlebte sie ihre Blütezeit, in der eine große Anzahl von hervorragenden Malern hervortrat, die viele ausgezeichnete Kunstwerke schufen. Das Gedeihen der Landschaftsmalerei hat seinen Ursprung in der traditionellen chinesischen Kultur. Chinesische Philosophen im Altertum befürworteten die "Harmonie zwischen Natur und Mensch" und meinten, dass der Mensch eng mit dem Himmel, der Erde und allen Dingen verbunden sei, und dass der Mensch dank seiner Veranlagung die Natur verstehen könne. Selbst wenn man als Geschäftsmann oder als Beamter fungiere, sehne man sich nach Bergen, Flüssen und Wäldern.
Sich der Natur zu nähern und sich in diese einzugliedern, ist der größte Wunsch der chinesischen Gelehrten, einschließlich der Maler. Durch die Darstellung der natürlichen Landschaft bringen Künstler ihre eigenen Gefühle und Bestrebungen zum Ausdruck, ermöglichen aber gleichzeitig den Betrachten ihrer Werke vielseitige Gedankenverbindungen und Anregungen. Die Geschichte der antiken chinesischen Malerei zeigt, dass sich die meisten chinesischen Maler mit der Landschaftsmalerei beschäftigten.
Eine weitere Art der chinesischen Malerei ist die Darstellung von Blumen, Bambus, Felsen, Vögeln, Tieren, Fischen und Insekten als Hauptmotiv. Am häufigsten ist jedoch die Blumen- und Vogelmalerei, die anfangs vor allem für Muster kunsthandwerklicher Produkte verwendet wurde. In der Tang-Dynastie wurde sie zu einer unabhängigen Art der chinesischen Malerei. Chinesische Gelehrte des Altertums liebten Winterblumen, Orchideen, Bambus und Chrysanthemen, weil sie meinten, dass diese elegant und erhaben seien und die charakteristischen Eigenschaften der Gelehrten repräsentierten. Deshalb sind Winterblumen, Orchideen, Bambus und Chrysanthemen die häufigsten Motive der Blumen- und Vogelmalerei.
Auch hinsichtlich der Werkzeuge und Materialien, welche die Maler benutzen, unterscheidet sich die chinesische von der europäischen Malerei. Die Werkzeuge der chinesischen Maler sind Reispapier bzw. Seide, Pinsel, Tusche und Reibestein, die als die "vier Schätze der Studierstube" bekannt sind. Es sind auch die am häufigsten benutzten Werkzeuge der chinesischen Gelehrten.
Chinesische Maler malen nie auf der Leinwand. Anfangs malten sie auf Seidenstoff, weil dieser eine schwache Wasserdurchlässigkeit hat. In der Regel sind Bilder, die auf Seidenstoff gemalt wurden, im GongBi-Stil angefertigt.
Zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert wurde ein spezielles Papier, welches "Xuanzhi" (Xuan-Papier) heißt, in Xuancheng, Provinz Anhui, produziert. Es wurde zu einem idealen Material für Landschaftsmaler. Dieses Papier, das aus Baumrinden und Reisstroh hergestellt wird, ist weiß, mottenfest und für lange Aufbewahrungen geeignet. Da es eine starke Wasseraufnahmefähigkeit besitzt, kann de Maler durch leichte oder druckstarke Pinselführung verbunden mit einer entsprechenden Farbmischung auf dem Pinsel viele Schattierungen oder Graustufen vom Weißen bis zum Schwarzen erreichen, um dem Bild die gewünschte Spannung zu verschaffen. Dabei legen die Maler großen Wert auf das Tempo, den Rhythmus und die Präzision des Ziehens von Linien.
Chinesische Pinsel bestehen aus einem Bambus- oder Holzhalter und einer Spitze aus tierischem Haar. Grundsätzlich werden weiße und dunkle Haarpinsel unterschieden, wobei die weißen Ziegenhaarpinsel aufnahmefähiger und weicher als die dunklen Marderhaarpinsel (o.Ä.) sind. Da die Pinselspitze weich und elastisch ist, kann man mit ihr dicke oder dünne, helle oder dunkle, kräftige oder feine, flüssige oder punktierte Linien zeichnen, um die verschiedenen Erscheinungen des Objekts darzustellen. Man benutzt oft den Ausdruck "magische Pinselführung", um ein gutes Gemälde zu loben.
Zur Fertigstellung eines Kunstwerks ist es notwendig, das dünne bemalte Papier bzw. den Seidenstoff nach einer Trocknungszeit von ca. vier Wochen auf einen zweiten Papierbogen mittels eines Mehl-Wasser-Kleisters aufzuziehen, um es zu schützen und widerstandsfähiger zu machen.
Es gibt hauptsächlich drei Formen des Aufziehens für chinesische Bilder: Rollbild, Bildrolle oder Bildband. Rollbilder sind vertikale Bilder, die normalerweise an der Wand zur Bewunderung hängen. Bildrollen sind horizontale, lange Bilder, die gewöhnlich eingerollt werden, um aus Platzmangel in Schubladen aufbewahrt zu werden. Wenn man sie bewundern will, rollt man sie mit der Hand langsam auf. Der Bildband ist eine Sammlung von einzelnen Bildern.
Fachmännisch aufgezogene Bilder können tausend Jahre lang nicht kaputtgehen, wenn sie gut aufbewahrt werden. Sollten sie jedoch von Motten zerfressen oder moderig geworden sein, kann man sie aufs Neue aufziehen, um ihr Leben zu verlängern.
Stempel bzw. Siegel haben in China einen hohen Stellenwert. Einerseits werden sie in der chinesischen Malerei als Signatur verwendet, andererseits sind sie Mittel der Legitimation und mit einer Originalunterschrift durchaus vergleichbar.
Siegel wurden in China zum ersten Mal im Jahr 1324 v. Chr. verwendet. Richtig durchsetzen konnte sich das Siegel jedoch erst während der Zhou-Dynastie (1122 bis 256 v.Chr.). Das Siegel diente damals nicht einfach nur zum Unterschreiben, sondern galt vor allem als Autorisierungsnachweis. Es war ein Symbol des Ranges oder Amtes und wurde teilweise aus Prestigegründen im Gürtel mit sich getragen. Das Siegel stand dabei nicht so sehr für die Person, sondern in erster Linie für die Stellung, die jemand bekleidete. Setzte sich eine Amtsperson zur Ruhe oder starb, ging das Siegel — und so ist es auch oft heute noch — an den Nachfolger über. Bat ein Adeliger um eine Audienz beim Kaiser, zeigte er gewöhnlich seinen Stempel aus Jade, um seine Identität nachzuweisen.
Im alten China war es üblich, dass Künstler sowohl ihre Unterschrift als auch ihre persönlichen Siegel auf Bildern, Kalligraphien, Dokumenten oder Briefen verwendeten. Auf diesen Siegeln befand sich in aller Regel der stilisierte Name des Künstlers. Chinesische Siegel auf den Werken von berühmten Kalligraphen, wie Su Dongpo, Huang Tingjian oder Kaiser Hui der Song Dynastie, sind selbst heute noch sichtbar.
Auch noch heute werden solche Siegel oder Stempel verwendet.
Die durchschnittliche Kantenlänge chinesischer Stempel beträgt ca. 2-5 cm. Besondere Siegel allerdings, wie zum Beispiel das Regierungssiegel der Volksrepublik China, können jedoch auch auf Kantenlängen von 9 cm und mehr kommen. Chinesische Stempel werden typischerweise aus Halbedelsteinen mit quadratischer Grundfläche angefertigt. Hochwertige Stempel bestehen meist aus Jade, touristische Namensstempel werden eher aus Speckstein hergestellt. Die quadratische Form wurde lediglich in der Song Dynastie zu einem Rechteck verändert, während der Qing-Dynastie jedoch ist man wieder zur quadratischen Form zurückgekehrt. Heutzutage sind verschiedenartige Formen wie z.B. Kreise oder Ovale nicht unüblich. Stempel als Ersatzunterschrift sind nach wie vor sehr beliebt. Sie werden z.B. als Regierungssiegel, Unternehmensstempel oder als individuelle Namensstempel verwendet. Ebenso kann mit Stempeln persönlichen Mottos oder Philosophien Ausdruck verliehen werden.
Traditionell verwendet man für den Abdruck Zinnober-Paste, welche in kunstvoll bemalten kleinen Porzellanschälchen mit Deckeln aufbewahrt wird. Dabei kommen vor allem zwei Arten zur Anwendung: